In den Regelwerken zu kraftwerkstechnischen Abnahmemessungen nimmt die Thematik der Messunsicherheitsbestimmung stets einen breiten Raum ein. Die prinzipiellen Methoden, die sich aus der mathematischen Statistik ableiten, werden in den einschlägigen Normen und Richtlinien sowie in der Fachliteratur ausführlich beschrieben.
In der Praxis sind aber oftmals anlagentechnische Besonderheiten und Randbedingungen zu berücksichtigen, zu denen es keine allgemeingültigen Regeln gibt. An vielen Stellen müssen deshalb (subjektive) Annahmen getroffen werden, die sowohl ausreichende theoretische Kenntnisse als auch praktische Erfahrungen des jeweiligen Bearbeiters voraussetzen.
Der vorliegende VGB-Standard möchte Anregungen, Hinweise und Empfehlungen zum Umgang mit dieser Thematik geben und dabei helfen, mit vergleichsweise geringem mathematischen Aufwand zu hinreichend genauen Ergebnissen bei der Messunsicherheitsbestimmung zu gelangen.
Die zur Veranschaulichung herangezogenen Beispiele beziehen sich schwerpunktmäßig auf die Bestimmung der thermodynamischen Grundgrößen Druck und Temperatur. Darauf basierend wird auf Besonderheiten bei Netzmessungen und auf die praxisgerechte Behandlung korrelierender Messungen eingegangen. Weiterhin werden die Themen Massenstrommessung und elektrische Leistungsmessung angesprochen.
Neben Erläuterungen zur Vorgehensweise beinhaltet dieser VGB-Standard einfache Berechnungsbeispiele aus der Praxis der Abnahme- und Kontrollmessungen sowie konkrete Hinweise zur Vermeidung von Messfehlern.
Da auch die Messunsicherheitsabschätzung für betriebliche Messtechnik behandelt wird, beschränkt sich der Interessentenkreis für diesen Standard nicht auf den Bereich der Abnahme- und Kontrollmessungen. Eine weitere Zielgruppe sind z. B. die Anwender der VDI-Richtlinie 2048 und des darauf basierenden Standards VGB-S-009 zur Messdatenvalidierung, wobei eine Abschätzung der Konfidenzintervalle für die verwendeten Mess- und Hilfsgrößen erforderlich ist.