VGB Congress "Power Plants 2016"

2016-09-21 - 2016-09-22
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Leipzig
Congress

Abstract of the Lecture

The abstracts were not edited by VGB and are printed as received by our authors.

Section A Ι Integration of Renewables

Thursday, 22 September 2016, 09:30-10:00h/A02

Der Beitrag der alpinen Wasserkraft für eine zuverlässige, nachhaltige und effiziente europäische Energiewende

H. Harreiter, N. Römer, A. Stettler, P. Matt, J. Herdina, Association of Alpine Hydropower Operators (AGAW), Austria

(The abstract is available in German only.)

Die Alpen erstrecken sich in einem 1.200 Kilometer langen und zwischen 150 und 250 Kilometer breiten Bogen vom Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken und umfassen acht Alpenstaaten: Frankreich, Monaco, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich und Slowenien.

Die Nutzung der Wasserkraft im Alpenraum reicht sehr lange zurück. Bereits vor rd. 1.000 Jahren wurde die Kraft des Wassers für Mühlen und Hammerwerke genutzt. Ab 1890 entstanden eine Vielzahl von dezentralen Wasserkraftanlagen nahe an den Verbrauchern. Gemeinsam mit der Errichtung von überregionalen Leitungsnetzen wurden ab 1920 neben den Laufkraftwerken erste Speicherkraftwerke mit größeren Speicherseen gebaut. In Folge kam es zu einem kontinuierlichen Zubau von Lauf- und Speicherkraftwerken im gesamten Alpenraum. Mit diesen Investitionen wurde an vielen Stellen auch der Grundstein zur Entwicklung des heutigen Tourismus gelegt, indem Wasserkraftanlagen oftmals selbst als Naherholungsgebiete dienen bzw. Infrastruktur für die touristische Entwicklung zur Verfügung stellen.

Die Wasserkraft ist heute die bedeutendste erneuerbare Energiequelle im Alpenraum. Obwohl technologisch ausgereift, effizient, zuverlässig, äußerst flexibel einsetzbar, kostengünstig in der Betriebsführung, etc. steht sie von verschiedenen Seiten unter Druck. Die Börsenpreis-Situation für Strom aufgrund der Förderungen von Wind und PV bringt die Wasserkraft an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, da sie selbst im Wesentlichen von Förderungen ausgenommen ist. Regulatorische Einschränkungen, unter anderem unzureichende grenzüberschreitende Zugänge zu Regelenergiemärkten, verhindern zusätzlich mögliche Erlöspotentiale. Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, vor allem die Forderung nach Durchgängigkeit für Fische, führt zu einem Investitionsdruck in Millionenhöhe. Und immer strengere ökologisch begründete Auflagen, etwa beim Monitoring, dem Schwellbetrieb oder dem Restwasser, erschweren und verteuern die Stromerzeugung.

Trotz Reduzierung des Instandhaltungsaufwands und deutlichem Mitarbeiterabbau ist der Betrieb der börsenpreisabhängigen Kraftwerke damit an den Grenzen der Wirtschaftlichkeit angelangt. Neue Investition, auch in den Erhalt der Anlagen, sind unwirtschaftlich. Aufgrund ihrer äußerst flexiblen Einsatz- und Speichermöglichkeiten leistet die Wasserkraft jedoch einen wichtigen Beitrag bei der Integration der erneuerbaren Energien Wind und PV. Viele Studien deuten darauf hin, dass dieser Beitrag in Folge des zunehmenden Ausbau von Wind und PV infolge Dekarbonisierung noch steigen wird.

Augenmaß bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und vor allem Minimierung der Belastungen durch Abgaben sowie Abbau der wirtschaftlichen Diskriminierung der Wasserkraft gegenüber Wind und PV sind unbedingt erforderlich, damit die Wasserkraft die gegenwärtigen Herausforderungen bewältigen kann. Eine Energiestrategie für den Alpenraum, die länderübergreifend gemeinsam erstellt wird, könnte auch regionale Wertschöpfung und Innovation stärken sowie wichtige Beiträge zur Erreichung der Energie- und Klimaziele Europas leisten.

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