Nachdem Anlagen zur Verminderung der Staubemissionen bereits weltweit als Stand der Technik eingesetzt wurden, sind in Deutschland ab 1970 erste Versuche zur Minderung der Emissionen von Schwefeldioxid SO2 und Stickstoffoxiden NOx durchgeführt worden. Ende der siebziger Jahre sind erste Großanlagen zur Entschwefelung von Rauchgasen gebaut worden. In den achtziger Jahren wurden in Europa die rechtlichen Anforderungen zur SO2- und NOx-Minderung national umgesetzt. Diese Techniken wurden bereits vorher in anderen Ländern der Welt (vor allem in Japan) beim Zubau von Neuanlagen infolge zunehmender Smogprobleme in Ballungsgebieten eingesetzt. Der erste Boom der Herstellung solcher Anlagen setzte in Deutschland ein, nachdem 1983 in Deutschland und kurz darauf in Österreich die Nachrüstung bestehender Anlagen gesetzlich gefordert war. In dieser Zeit waren die Ölpreise hoch, und auch mit Rauchgas-entschwefelungsanlagen "REA" ausgerüstete Kohlekraftwerke konnten im Wettbewerb bestehen.
Nachdem die Preise für Öl bereits während der Nachrüstung der Kohlekraftwerke mit REA in Deutschland und Österreich zurückgingen, hatten die übrigen EG-Mitgliedsländer ab etwa 1987 betriebswirtschaftliche Vorbehalte, bestehende Anlagen nachzurüsten, sodass nur eine Ausrüstung von Neuanlagen gefordert worden ist. Die Europäischen Richtlinien für die Qualität der Umgebungsluft von 1997 setzen weitere Ziele der World Health Organisation (WHO) um. Nach 2001 ist nun EU-weit die Nachrüstung bestehender Anlagen Pflicht geworden, sodass ein zweiter REA-Boom zu beobachten ist. Durch Weiterentwicklung des Standes der Technik konnten für Neuanlagen strengere Grenzwerte eingeführt werden. Inzwischen werden internationale Kraftwerksprojekte in Entwicklungsländern und entstehenden Industrieländern, die von der Weltbank Fördermittel erhalten wollen, daraufhin überprüft, ob die Planung die Forderung nach Umweltschutzeinrichtungen gemäß "Bester Verfügbarer Technik" (BVT) erfüllt.
In Zukunft wird ein internationaler Stand der Technik gegeben sein, der weltweit bei jeder Neuanlage zu beachten ist. Durch den zunehmenden Austausch der Produkte aus verschiedenen Regionen wird damit ein Umwelt-Dumping vermieden. Mit diesen Techniken liegen bereits mehr als 30 Jahre an Betriebserfahrungen gespiegelte Verfahrensentwicklungen vor, die in diesem Merkblatt zusammengestellt worden sind. Dieses Merkblatt ist von der VGB-Projektgruppe „REA-Merkblatt“ des VGB-Arbeitskreises „Abgasreinigungstechnik“ erstellt worden, um Mitarbeiter der VGB-Mitgliedsunternehmen für einen wirtschaftlichen Betrieb und für Wartungsmaßnahmen der REA zu unterstützen. Das Merkblatt dient außerdem dazu, die in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen festzuhalten. Nur so kann vermieden werden, dass „das Rad“, d. h. die REA, immer wieder neu erfunden wird.
(2009)